Wuppertal: Rasenerneuerung im Stadion am Zoo
Der Sportrasenplatz des Stadions am Zoo in Wuppertal wurde vom Osnabrücker Büro PS+ Planung von Sportstätten kernsaniert. Neben dem Einbau einer Rasenheizung stand eine umfangreiche Altlastensanierung im Mittelpunkt.
Seine größten fußballerischen Erfolge feierte der Wuppertaler SV in den 1970er Jahren. Damals spielte man für drei Jahre in der 1. Bundesliga. Die Spitzenmannschaften dieser Zeit wie Bayern München, Borussia Mönchengladbach oder der VFB Stuttgart lockten mehr als 35.000 Zuschauer ins altehrwürdige Stadion am Zoo in Wuppertal-Elberfeld. Mittlerweile spielen die Fußballer des Wuppertaler SV in der vierten Spielklasse, klopfen aber wieder an das Tor zur dritten Liga.
Um optimale Bedingungen für den Profifußball zu schaffen, wurde im Rahmen des Stadioninnenraumumbaus der Sportrasen ausgetauscht und um eine Rasenheizung, die eine Bespielbarkeit auch bei Minusgraden ermöglicht und für die Vereine der dritten Fußballbundesliga vorgeschrieben ist, ergänzt.
Das von der Stadt Wuppertal mit der Sanierung des Sportrasenplatzes beauftragte Osnabrücker Büro PS+ Planung von Sportstätten startete im Sommer 2022 mit den Planungsarbeiten. Der Baubeginn war im April 2023 und bereits im Oktober 2023, sechs Wochen vor dem fest terminierten Wiedereröffnungsspiel, konnte die Übergabe erfolgen. Der enge Realisierungszeitraum war vor allem der Tatsache geschuldet, dass alle Spiel- und Trainingseinheiten während der Baumaßnahme an anderen Sportstätten stattfinden mussten Neben der kurzen Zeitschiene gab es aber auch andere Herausforderungen.
Weil das Gelände im vergangenen Jahrhundert als Deponie genutzt wurde, führte das Umweltamt der Stadt Wuppertal im Vorfeld der Spielfeldsanierung Probebohrungen durch. Dabei wurden Altlasten wie Aschenschlacken und Produktionsrückstände von Färbereien gefunden. So gehörte neben der Sanierung der Rasensportfläche, der Entwässerung, dem Einbau einer Beregnungsanlage und einer Rasenheizung sowie der Verlegung des neuen Grüns auch die Abdichtung des Deponiekörpers zum Planungsumfang.
Nach dem Abtrag der vorhandenen Rasendecke erfolgte die Aufnahme der alten, nicht belasteten Rasentragschicht. Das abgetragene Bodenmaterial wurde zur Verwertung auf anderen Baustellen im Wuppertaler Stadtgebiet abtransportiert. Anschließend erfolgte die Aufnahme, Lagerung und Analyse des vorhandenen, stark kontaminierten Baugrundes sowie dessen fachgerechte Entsorgung.
Die Altlasten der ehemaligen Deponie wurden im Zuge der Baumaßnahme mit einer wasserundurchlässigen Kunststoffdichtungsbahn abgedeckt. So wird sichergestellt, dass kein Regenwasser in die belastete Erde versickert, sondern über die Folie in die Wupper abgeleitet wird.
Im Vorfeld der Abdichtungsmaßnahmen mussten nicht nur alle Fundamente für Tore und die neuen Trainerkabinen gesetzt werden, sondern auch eine vorhandene Entwässerungsleitung DN 400 innerhalb des Stadioninnenbereichs saniert werden. Auch für die neue Ballfangeinrichtung musste eine Lösung gefunden werden, um die Kunststoffdichtungsbahn nicht zu beeinträchtigen. So halten heute 8m hohe Netze, die wie ein Vorhang an einem Stahlseil hängen, die Bälle ab. Auf diese Weise konnte auf 12 Fundamente verzichtet werden. Um in der Vergangenheit häufige Absackungen zukünftig zu vermeiden, wurde der Boden zusätzlich verdichtet.
Nach dem Einbau des Füllsandes wurden die untere und obere Dränschicht verlegt, dazwischen die insgesamt 27 km langen Rasenheizungsrohre. Danach wurde die speziell für das Stadion gemischte Rasentragschicht aufgetragen, auf der schließlich der Fertigrasen aus insgesamt rund 500 Rollen Dicksoden verlegt wurde.
Altlastensanierung
„Neben dem Abtragen der Rasenoberbauschichten und dem neuen Aufbau inkl. der Verlegung der neuen Rasenheizung umfasste die Sanierung ein umfangreiches Boden- und Altlastenmanagement“, berichtet Jonas Heidbreder, Geschäftsführer von PS+. „Dies hatte vor allem das Ziel, die Kosten im Rahmen zu halten und schädliche Beeinträchtigungen der Umwelt und des Grundwassers zu vermeiden. Für die Altlastensanierung konnte glücklicherweise eine Landesförderung in Anspruch genommen werden“, ergänzt Heidbreder.
Ein besonderes Highlight sind die beiden Trainerkabinen. Hier finden jeweils bis zu 20 Personen auf gepolsterten Sitzen mit Logo des Wuppertaler SV Platz. Das im Jahr 1924 eingeweihte Stadion am Zoo ist aufgrund seiner Bedeutung für die Fußballkultur auch Teil der „Deutschen Fußball Route NRW“. Ab Juni 2024, genau 100 Jahre nach seiner Eröffnung, ist das Stadion das Team Base Camp für die slowenische Nationalmannschaft im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft. Ob der Wuppertaler SV demnächst wieder zu den Proficlubs in Deutschland zählt, wird sich noch zeigen müssen – der neue Rasenplatz mit der Rasenheizung ist zumindest bereits drittligatauglich.
Aktuell plant das Büro PS+ Planung von Sportstätten mehrere Sportrasenplätze mit Rasenheizung. Während das neue Leistungszentrum des VFL Osnabrück bereits im Frühjahr 2023 den Betrieb aufnehmen konnte, steht die Erweiterung des Trainingszentrums bei Bayer Leverkusen mit einer Rasenheizung noch bevor. Die Rasenheizung soll zukünftig mit erneuerbarer Energie (Grundwasser-Wärmepumpe) betrieben werden. Um einen geschlossenen Wasserkreislauf zu erhalten, soll das Niederschlags- und Dränwasser in einer Zisterne gesammelt und dem Kreislauf wieder zur Verfügung gestellt werden. „Das ist nur einer von vielen Ansätzen, um eine möglichst nachhaltige Sportanlage zu entwickeln,“ betont Heidbreder. (Sportplatzwelt, 15.04.2024)
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