Vereinsreport 2024: Infrastruktur

Im ersten Teil des Vereinsreports 2024 wirft Sportplatzwelt einen Blick auf die infrastrukturellen Voraussetzungen des Vereinssports: Vom Zustand der Sportstätten über jüngste Investitionen bis hin zur Förderung.

Der Sanierungsstau in der deutschen Sportstättenlandschaft macht sich laut Vereinsreport 2024 auch bei den Vereinen bemerkbar. Die Vereine bewerteten den Zustand der ihnen zur Verfügung stehenden Sportstätten mit einer durchschnittlichen Bewertung von 6,2 auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) zwar geringfügig besser, als es beispielsweise die Kommunen im Sportamtsreport 2024 taten, die breite Streuung der Antworten über fast alle Punkte der Skala hinweg zeigt aber auch, dass der bauliche und funktionelle Zustand vereinseigener wie kommunaler Sportstätten stark von orts- und regionsabhängigen Unterschieden geprägt ist.

Investitionsstärkste Gewerke und Kunstrasen-Debatte

Dort, wo im vergangenen Jahr Investitionen durch die Vereine an ihren eigenen Sportstätten getätigt wurden – Vereine, die ausschließlich kommunale Sportstätten nutzen und somit nicht für Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben verantwortlich zeichnen, wurden hier ausgeklammert –, haben dabei vor allem in die Planung künftiger Vorhaben investiert: Bei 61,9 % der befragten Vereine landete „Planung“ unter den Top-3 der investitionsstärksten Gewerke im Jahr 2023, gefolgt von „Technischer Gebäudeausstattung“ (38,1 %) und „Sanitär“ (38,1 %).

Während keine einzige der befragten Kommunen den Bereich „Kunstrasen“ zu ihren drei investitionsstärksten Gewerken im Jahr 2023 zählte, fallen Kunstrasensanierungen und -neubauten bei 14,8 % der befragten Vereine unter die Top-3 Investitionen im Jahr 2023. Dass die Kunstrasen-Investitionen auf Seiten der Vereine auch auf die seit 2018 währende und im vergangenen Jahr zum Abschluss gebrachte Diskussion um die Mikroplastik-Emissionen mit Kunststoffgranulat verfüllter Kunstrasenplätze zurückzuführen sein könnte, legt ein Blick auf die Frage nach dem Umgang mit dem ab 2031 geltenden Verbot von Kunststoffgranulaten als Infill in Kunstrasenplätzen: 13,0 % der befragten Vereine gaben an, bereits alle vereinseigenen Kunstrasenspielfelder auf umweltfreundliche Alternativen bzw. unverfüllte Systeme umgestellt zu haben.

Dass – auch wenn Investitionen in Kunstrasensanierungen im vergangenen Jahr noch keine Rolle in den befragten Sportämtern spielten – vor allem die Kommunen in den kommenden Jahren gefragt sein werden, wenn es darum geht, ausgediente Systeme auf umweltfreundliche Alternativen umzurüsten, zeigt ein Blick auf dieselbe Frage: 39,1 % der befragten Vereine gaben hier an, dass alle der ihnen zur Verfügung stehenden Kunstrasenplätze im Eigentum der jeweiligen Kommune seien, die somit auch für entsprechende Sanierungsvorhaben verantwortlich zeichnet. 26,1 % der befragten Vereine gaben hingegen an, über keine Kunstrasenplätze zu verfügen.

Klammert man die Vereine, die weder über eigene noch kommunale Kunstrasenplätze verfügen, aus, ergibt sich folgendes Bild: 37,5 % der befragten Vereine, die über einen oder mehrere eigene Kunstrasenplätze verfügen, haben diese bereits auf umweltfreundliche Alternativen umgerüstet, 62,5 % der befragten Vereine mit eigenem Kunstrasenplatz wollen diesen in der aktuellen Form noch bis zum Ende der Übergangsfrist im Jahr 2031 nutzen. Da kein einziger der befragten Vereine angegeben hat, „alle mit Kunststoffgranulat verfüllten Kunstrasenplätze so schnell wie möglich“ umbauen zu wollen, ist davon auszugehen, dass die Vereine, die ihre Plätze vor Ablauf der Übergangsfrist sanieren wollen, dies bereits getan haben.

Förderung und finanzielle Unterstützung

Unabhängig von den im Report angegebenen Gewerken wurden im Schnitt rund 22,53 % der Ausgaben für Sanierungs-, Modernisierungs- und Neubauvorhaben der Vereine mit staatlichen Mitteln gefördert. Die generelle Fördersituation auf Bundes- und Landesebene bewerteten die Vereine im Vereinsreport 2024 im Schnitt mit 4,4 auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) – also durchaus ausbaufähig. Die Breite Streuung der Antworten über alle Punkte der Skala hinweg legt allerdings auch nahe, dass die Fördersituation nicht nur von Bundesland zu Bundesland teils von erheblichen Unterschieden geprägt ist, sondern auch individuelle Erfahrungen in die Bewertung miteingeflossen sind.

Selbes gilt auch für den Umgang mit der zurückliegenden Energiekrise. Auch hier haben die Vereine sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Bei einer durchschnittlichen Bewertung von 5,8 auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr stark) der Frage, inwieweit der jeweilige Verein von den Auswirkungen der Energiekrise betroffen war, wurden auch hier Bewertungen über alle Punkte der Skala vorgenommen. Gleiches gilt für die Bewertung der politischen Unterstützung in diesem Zeitraum, die im Schnitt mit 4,7 bewertet wurde. Es ist somit davon auszugehen, dass es auch bei der finanziellen Unterstützung von durch die Energiekrise direkt betroffenen Vereinen starke regionale Unterschiede zu erkennen sind.

Die im Vereinsreport abgegeben Kommentare stützen diese Vermutung. Eher kritische Kommentare („Eine Unterstützung durch Land und Bund ist nicht vorhanden. Der Kommune ist aufgrund der finanziellen Belastung eine verlässliche Unterstützung nur schwer möglich.“ / „Angemietete städtische Sportstätten haben Renovierungsrückstand und sind energetisch rückständig. Der Verein ist dagegen machtlos und muss die zu hohen Energiekosten bezahlen.“ / „Es ist offensichtlich, dass es an Sportstätten mangelt. Die Vereine werden mit diesem Problem oft allein gelassen. Es muss an Lösungen gearbeitet werden, dass die Nachfrage von Kindern und Jugendlichen, die Sport treiben wollen, die Chance bekommen.“ / „Zeitaufwendige bürokratische Wege und langes Warten auf das Geld.“ / „Die Vereine müssten noch viel mehr finanziell unterstützt werden durch die Kommunen.“ / „Der Sport hat beim Land, Bund und den Kommunen einen niedrigen Stellenwert und es sind zu wenig finanzielle Mittel vorhanden, um die Sportstätten zu erhalten bzw. auszubauen.“) stehen hier positiven Kommentaren gegenüber („Nutzung vor allem städtischer Sportstätten, daher kaum Belastung. Indirekte Unterstützung durch NICHT-Erhöhung der Nutzungsgebühren trotz gestiegener Kosten für die Kommune.“ / „Die Energienothilfe durch Bund und Land hat deutlich geholfen.“ / „In Bayern wurden Energie-Mehrkosten 2023 zu 2021 vom Freistaat übernommen. Wir hatten nur geringe Mehrkosten, da wir Strom-Verbräuche/externen Bezug von Strom auf drei vereinseigenen Anlagen massiv gesenkt haben (durch BHKWs und PV-Anlagen).“ / „Insgesamt war die Unterstützung der Vereine durchaus angemessen und angesichts der Komplexität der Herausforderungen auch verhältnismäßig schnell aufgegleist. Leider war das Antragsprozedere mitunter sehr sperrig und bürokratisch.“)

Prioritäten bei Bau- und Sanierungsvorhaben

Die Frage, inwieweit vor allem die Energiekrise zu einer Prioritätenverschiebung bei geplanten Bau- und Sanierungsvorhaben geführt hätte, bewerteten die Vereine ebenso unterschiedlich: Während einige Vereine hier Bewertungen von 8 oder höher angegeben haben, also davon auszugehen ist, dass sie ihre Prioritäten bei Bau- und Sanierungsvorhaben infolge der Energiekrise tatsächlich angepasst haben, hatte die Energiekrise in vielen Vereinen keinerlei Einfluss auf die Prioritätensetzung. Im Schnitt bewerteten die Vereine die Frage mit 4,9 auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr stark).

Unabhängig davon, ob sich die Prioritäten bei geplanten Bau- und Sanierungsvorhaben infolge der Energiekrise verschoben haben, liegen die Prioritäten bei Bau- und Sanierungsvorhaben derzeit vor allem auf dem Erhalt der Sportstätteninfrastruktur: 68,2 % der befragten Vereine nannten demnach den Punkt „Erhalt“ als eine der wichtigsten Prioritäten bei künftigen Bau- und Sanierungsvorhaben, gefolgt von der Verbesserung der Energiebilanz (59,1 %), der Sportfunktionalität (45,7 %) und der Multifunktionalität (43,8 %). Die Verbesserung der Barrierefreiheit (9,2 %) oder Kunstrasensanierungen (4,6 %) haben hingegen in den wenigsten der befragten Vereine eine hohe Priorität.

Auch wenn im Vereinsreport 2024 nicht abgefragt wurde, in welche Richtung sich die Prioritäten in den befragten Vereinen verschoben haben, lässt sich bei genauer Betrachtung der Antworten ein gewisser Trend erkennen: Während lediglich rund 22,3 % der befragten Vereine, die angaben, dass die Energiekrise zu keiner bzw. nur einer geringen Prioritätenverschiebung bei Bau- und Sanierungsvorhaben geführt hätte (Bewertungen von 1 bis 4), die „Verbesserung der Energiebilanz“ als eine der Top-Prioritäten bei Bau- und Sanierungsvorhaben genannt haben, wurde selbige in 85,7 % der befragten Vereine, die eine Bewertung von 5 oder höher abgegeben haben, als eine der Top-Prioritäten genannt. (Sportplatzwelt, 19.04.2024)

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